Axel Voss - Freier Journalist

Aus meinen Arbeitsproben

Kultserien in Fernsehen. Heute: ALF

 Erschienen 2003 als Folge einer mehrteiligen Reihe in der Rheinpfalz

Besuch aus dem All

Hey Leute, ich hab‘ an den Grill angesteckt. Am geilsten brennen die Räder!” Mit Bemerkungen dieser Art entwaffnete ALF seine Gastgeber, die Familie Tanner, nur zu gerne. Aber der Reihe nach. Zunächst bleibt festzuhalten, dass ALF gar nicht ALF heisst, sondern Gordon Shumway. ALF ist sozusagen sein Künstlername  und steht für Ausserirdische Lebensform. Ausserirdische Lebensformen sind ja so selten nicht das Thema von Fernsehserien.
Während Captain Kirk in fernen Galaxien sein Heil im Beamen suchte, war bei ALF die Erde Schauplatz des Geschehens. Genauer gesagt, Los Angeles. Noch genauer gesagt, das Haus 167 Hemdale Avenue in Los Angeles. Hier lebt die bemerkenswert durchschnittliche amerikanische Familie Tanner, deren Leben ALF nachhaltig durcheinander bringt. Alles nahm seinen Anfang, als auf ALFs Heimatplanet Melmac sämtliche Bewohner gleichzeitig den Fön einschalteten und so eine nukleare Katastrophe auslösten, vor der sich ALF im letzten Moment mit einem Raumschiff rettete. Raumschiffe, das wissen wir ja schon von Captain Kirk, sind nicht immer zuverlässige Fortbewegungsmittel, und so musste ALF am 22. September 1986 notlanden. Auch diese Notlandung gilt es, genauer zu skizzieren. Die Notlandung war eine Bruchlandung. Mit einem Riesenkrach plumpste die Raumkapsel durch das Dach der Tanner’schen Garage. Eine vertrackte Situation. An eine Weiterreise war wegen Totalschadens des Weltraumvehikels nicht zu denken. Das Leben mit und bei den Tanners gestaltete sich aber auch höchst kompliziert. ALFs Existenz musste streng geheim bleiben, weil sonst bei der so auf Sicherheit bedachten Nation sämtliche Alarmglocken geklingelt hätten. Keine einfache Aufgabe für die Tanners, denn die Nachbarin Raquel Ochmonek ist unglaublich neugierig.  Natürlich entgeht ALF sämtlichen Nachstellungen und treibt dabei seine Späße. Meistens ist Vater Willie Tanner das Opfer der Kapriolen. Willie arbeitet beim Sozialamt, und so ein Job prägt den Menschen, jedenfalls im Film. Der gutherzige, etwas schüchtern und unsicher wirkende, Willie ist ALFs Attacken  besonders ausgesetzt. Das gipfelt bisweilen - speziell nach dem Studium von Versandhauskatalogen - in der Erkenntnis des Außerirdischen, Willies Kreditkarte sei sein persönliches Eigentum.
Willie bleibt dann fast die Luft weg, wenn der Paketbote, schwer beladen, vor dem Haus der Tanners steht und bei Eintreffen der Kartenabrechnung  bekommt er ein kreideweisses Gesicht.
Nichts, fast gar nichts ist vor ALF sicher, nur, Lucky, der Stubentiger der Tanners. Obwohl Katzen auf Melmac als Delikatesse gelten, überlebt Lucky alle 123 Episoden, von denen allerdings nur 100 in Deutschland ausgestrahlt wurden. Nein, ALF denkt in anderen Dimensionen. In Episode 3 gibt er sich ausgiebig seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Fernsehen, hin, beteiligt sich per Telefon an einer Talkshow und macht Vorschläge zur Abschaffung der Atombombe. Den Moderatoren, vergessen wir nicht, dass es Amerikaner sind, gefallen ALFs Argumente nicht so recht. Also verlangt dieser, den Präsidenten zu sprechen. Der Hinweis, der Präsident befinde sich in einer Air Force One und habe nur einen codierten Telefonzugang, kann ALF nicht desillusionieren. Er knackt den Code. Prompt taucht der CIA bei den Tanners auf.
Aber ALF hatte auch bodenständigere Ideen. Die Tanners hatten keinen Whirlpool. Also improvisiert ALF mit dem elektrischen Küchenmixer im Badezimmer. Mit fatalen Folgen. Durch den Schlag verliert er sein Gedächtnis und glaubt Versicherungsvertreter Wayne Schlegel zu sein, der den Tanners unbedingt eine Police verkaufen  muss.
Atombomben und Versicherungen, die Gegenpole extremer kaum sein können. Und das war wohl auch - neben ALFs deutscher Stimme von Tommy Pieper - der Erfolgsgarant der Serie. ALF steckte seine Nase in alles hinein. Und irgendwie schaffte das pelzige Knuddeltier es immer, die selbst ausgelösten Katastrofen in geordnete Bahnen zu lenken, eben in die einer durchschnittlichen amerikanische Familie. Bleibt zu hoffen, dass sich dies in nicht völlig auszuschliessenden Folgeepisoden nicht ändert
(C) 2001 by Axel Voss

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ALF
US-TV-Serie
Insgesamt wurden von 1986 bis 1990
123 Folgen a 52 Minuten gedreht, von denen
das Fernsehen in Deutschland 100 ausstrahlte

Stammbesetzung (Auszug):
Max Wright ( Willie Tanner)
Anne Schedeen (Kate, Willies Frau)
Andrea Elson (Lynn Tanner, die älteste Tochter)
Ben Gregory Hertzuberg (Brian, der älteste Sohn)
Liz Sheridan ( Raquel Ochmonek)