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Axel Voss - Freier Journalist

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Kultserien in Fernsehen. Heute: Columbo

 Erschienen 2003 als Folge einer mehrteiligen Reihe in der Rheinpfalz

Der scheinbar schusselige Inspektor

Entfernte sich der Held nach einem Gespräch mit Zigarre im Mund in Richtung Tür, hob dann die Arme und meinte “Ach, eine Frage noch....”, dann dämmerte unter anderem den Schurken, die die Ehefrau gemeuchelt hatten und sich in Sicherheit wiegten, dass das Spiel aus war. Wenn Peter Falk als Inspektor Columbo in der gleichnamigen Serie noch eine Frage hatte, dann stellte er sie keineswegs mit dem eiskalten Blick, wir man ihn eigentlich von einem Ganovenjäger erwartet, sondern mit leicht vertrottelten Dackelaugen. Tja, das war eben Tarnung.
Als Herbert Reinecker 1974 uns die Figur des Stephan Derrick servierte und beharrlich darauf hinwies, das Konzept dieser Serie, nämlich die Tatsache, dass der Täter von Anfang an bekannt ist, eine absolute Neuheit sei, verschwieg er uns, dass dies bei Columbo bereits seit mehreren Jahren Praxis war. Und genau das war, neben dem scheinbar schusseligen Inspektor, auch das Erfolgskonzept der Serie. Die Zuschauer kennen den Täter und sehen genüßlich zu, wie Columbo zunächst den einen oder anderen Irrweg einschlägt, dann aber doch das Puzzle Stück für Stück zusammensetzt, bis die Falle zuschnappt.
Auch sonst entspricht Columbo in keiner Weise der US-Bundespolizei, so wie wir sie uns vorstellen. Straßenkreuzer? Nichts da, Columbo zuckelt in einem alten Peugeot durch die Gegend. In einer Episode verrät uns der Inspektor, dass es sich um ein Exemplar aus dem Jahr 1950 handelt. Tätsächlich war es ein 1959er 403 Cabriolet.
Hat Columbo ein Schießeisen? Er sieht nicht danach aus, aber er hat, wenngleich auch nicht in den ersten Episoden. Was hat Columbo sonst noch in den Taschen seines zerknitterten Trenchcoat? Jede Menge halb zerknüllter Zettel, auf denen er sich eifrig Notizen macht. Und einen Salzstreuer, mit dem er sich in einigen Folgen ein Ei salzt! Zum Trenchcoat gibt es noch etwas anzumerken. Richtig ist, dass dieses an einen Clochard erinnernde Kleidungsstück ein Markenzeichen Columbos wurde. Indes war dieser Mantel keinesfalls immer und in jeder Episode alt und zerknittert. In den ersten Folgen wirkte das Wämslein fast neu. Gerüchten zur Folge soll sich Peter Falk den Mantel während des Aufenhalts zum Casting in New York gekauft haben.
Kaum eine TV-Serie hatte so viele etablierte Filmgrößen wie auch viel versprechenden Nachwuchs um sich geschart wie Columbo. Regisseur der dritten Folge war kein geringerer als Steven Spielberg, Oscar-Preisträger Jonathan Demme (Das Schweigen der Lämmer) setzte sich für die Episode “Mord à la carte” in den Regiestuhl. Auch die Rolle des Mörders war sehr begehrt. Zur Waffe, Messer, Giftfläschchen griffen u.a. William “Kirk” Shatner, Oscar Werner, Robert Culp George Hamilton, John Cassavetes und Michelle Pfeiffer.
Columbo hatte noch mit zwei weiteren Besonderheiten aufzuwarten, die die Serie von anderen diskret, dennoch nicht unbemerkbar unterscheiden. Da wäre zunächst Columbus Ehefrau. Der Inspektor spricht in einer Mischung aus zerstreutem Professor und Familienmensch ständig über sie. In fast jeder Folge konfrontiert er den Täter mit Bemerkungen wie “Also wissen Sie, meine Frau....”. Die Zuschauer wissen um Mrs. Columbos Lieblingsfarbe für Tischdecken, kennen ihr Golf Handycap und die bevorzugte Futtersorte für Columbus Hund, der übrigens auf den phantasievollen Namen “Hund” hört. Indes taucht Mrs. Columbo leibhaftig in keiner einzigen Episode auf.
Bei der zweiten Besonderheit handelte es sich um die Sendefrequenz. Erfolgreiche Serien liefen im US-Fernsehen jede Woche. Nicht so Columbo. Die NBC-Bosse hätten den schrulligen Inspektor nur zu gern wöchentlich einen Fall lösen lassen. Das scheiterte aber am Widerstand von Peter Falk, der zu schnelle Abnutzungserscheinungen befürchtete. Nicht ganz zu Unrecht, denn die Gefahr der Gewöhnung war schon gegeben. Jeder Fall verlief nach dem gleichen Schema. Ein durchweg der Upperclass entstammendes Opfer wurde auf perfide Weise ins Jenseits befördert. Sodann erschien der scheinbar vertrottelte Inspektor und ging den Verdächtigen mit ebenso scheinbar vertrottelten Fragen auf den Wecker. Das hatte Folgen!
Auf Wunsch Peter Falks ging Columbo 1977 in den vorübergehenden Ruhestand. 1989 meinte er jedoch “Ach, ich habe da noch eine Frage, Sir”. Diese Frage richtete sich nicht an einen Mörder, sondern an die Produzenten. Und das zentrale Thema der Frage war die Gage, die Falk für ein Revival des Trenchcoat bekommen sollte. Auf rund das Vierfache, sprich 1 Million Dollar pro Folge soll der Obulus angeblich geklettert sein.

Info
Columbo
US Serie
Seit 1971 wurden 70 Folgen zwischen 70 und 90 Minuten Länge gedreht.

Stammbesetzung: Peter Falk (Columbo)