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Axel Voss - Freier Journalist

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Kultserien in Fernsehen. Heute: Daktari

 Erschienen 2003 als Folge einer mehrteiligen Reihe in der Rheinpfalz

Ein Tiger in Afrika!

Der Affe ist schlauer als Fury. Der Löwe läuft frei im Camp herum und schielt. Der Gehilfe des Doktors ist rabenschwarz und trotzdem naturwissenschaftlich gebildet. Daktari, der bei uns 1969 gestartete fidele Savannen-Thriller, half Vorurteile zu beseitigen. Halt, so ganz nicht, denn in Afrika scheint bei Daktari immer die Sonne und die Khakihemden sind jederzeit (!) faltenfrei und reinlich. Wäre es damals schon üblich gewesen, dass es aus dem Lautsprecher tönt: “Die folgende Sendung wird Ihnen präsentiert von....”, Hoffmann’s Spezialstärke hätte Höchstsummen für einen solchen Werbeauftritt geboten.
Daktari war übrigens nicht als Fernsehserie geplant. 1965 entstand der Kinofilm “Clarence, der schielende Löwe”. Der Streifen fand beim Publikum einen so großen Zuspruch, dass man spontan beschloß, weitere Abenteuer des aus den USA in das tiefste Afrika emigrierten Buschdoktors Dr. Marsh Tracey (Marshall Tompson), seiner Tochter Paula (Cheryl Miller) und des schwarzen Assistenten Mike Makula (Hari Rhodes) häppchenweise zu servieren. Die Idee zu Film und Serie stammte von Ivan Tors, einem gebürtigen Ungarn, der in den USA 1957 bis 1961 mit der Serie “Abenteuer unter Wasser” und 1964 bis 1968 mit der schnurrigen Delphinsaga “Flipper” die Herzen des Publikums eroberte. Von diesem Erfolgen ermutigt, gründete Tors das mehr als hundert Hektar große Freigehege “Africa in USA”, ca. 60 Kilometer nördlich von Los Angeles, wo er allerlei exotische Viecher für Filmzwecke züchtete und trainierte. Eine Mittelding zwischen Zoo und Freizeitpark. Dieses Gelände hielt auch für die Daktari-Kulissen her. Hauptgrund, warum in manchen Folgen Beton durchschimmerte, wo eigentlich Natur die Szenerie bestimmen sollte. Echte Fans konnte das nicht erschüttern, denn Daktari zeigte uns, dass Tiere die besseren Menschen sind. Allen voran der schielende Löwe Clarence, der meist in der Sonne döste. Clarence Augenleiden ließ den Steppenkater alles doppelt sehen, was raubkatzenartigem Verhalten auf der Jagd breitbeinig im Wege stand. Macht nichts, in jeder zweiten Folge bekam Clarcence von Paula einen neuen Lieblingsknochen, an dem der Löwe hingebungsvoll nagte.
Eine prächtige Rahmenhandlung für das, was für Daktari steht:
Wameru, Forschungscamp und -zeitweise - auch Tier-Lazarett (und seine Bewohner) sind der rettende Fels inmitten der Brandung von Savannen- und Dschungelgaunereien. Schon nach der ersten Folge wissen wir nicht nur, dass der Wortschatz der Schwarzen mit “Tschambo Massa Boana” nicht erschöpft ist und, dass die Schwarzen keinesfalls nur Baströckchen tragen. Nein, wir erfahren auch, dass Clarence angesichts von Elefantendieben zur Bestie mutieren kann. Oder zwielichte Gestalten wollen der vom Ausstreben bedrohten Spezies des Nashorns ans Leder. Blindwütige Großwildjäger ziehen als marodende Banden durch die Pampa. Diamantenschmuggler versuchen durch dunkle Machenschaften ihr Konto nachhaltig zu füllen. Haben Edelsteinliebhaber und stromernde Nashorn-Fuzzies Urlaub, dann halten eben junge Heißsporne naheliegender Negerstämme her, die Handlung möglichst nicht flach zu halten.
Aber nur so lange bis Judy, die zahme auf Wameru lebende Schimpansin, auf solch kriminelles Treiben aufmerksam wird.
Natürlich kamen auch die Liebhaber von Tierbabies auf ihre Kosten, denn Marhall und Paula, manchmal auch Judy, finden regelmäßig verwaisten Nachwuchs von Löwen, Elefanten etc., der dann liebevoll aufgepäppelt wird. Selbstverständlich nicht ohne dramatische Einlagen, bei denen die Kleinen zunächst die Nahrung verweigern.
Regelmäßiger Gast der Serie ist der Wildhüter Hedley (Hedley Mattingly), ein spleeniger Kolonialbrite, wie er im Dschungelbuch steht. Er beharrt auf der Feststellung: “Wo er sich auch immer befinden mag, ein englischer Gentleman sollte immer die Möglichkeit haben, seinen Tee standesgemäß zu trinken”. Das erklärt, warum im tiefsten Busch ein Tee-Service aus Wedgewood Porzellan auftaucht.
Schade nur, dass Daktari damals im ZDF parallel zur “Sportschau” der ARD lief. Wieviele fußballwütige Familienväter auf Bundesliga bestanden und dem Nachwuchs so die Eskapaden in der Savanne entzogen, wurde und wird wohl nie geklärt werden. Oder vielleicht doch? Die Mainzelmännchen haben ihre Chance noch nicht erkannt. Zwar feiert die Sportschau in der ARD derzeit am Samstagabend neue und fröhliche Urständ. Daktari ist leider nicht zurückgekehrt. Bliebe noch nachzutragen, dass es in Folge 21 um einen wilden Tiger ging, der angeblich im Wameru sein Unwesen trieb. Indes: Tiger leben nur in Südwest-Asien.

Info:

Ingesamt wurden von 1966-69 89 a 43 Minuten gedreht.

Stammbesetzung:
Marshall Thompson (Dr. Mrsh Tracy)
Cheryl Miller (Paula Tracy)
Hari Rhodes (Mike Makula)
Hedley Mattingly (Hedley)