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Axel Voss - Freier Journalist

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Kultserien in Fernsehen. Heute: Raumpatrouille

 Erschienen 2003 als Folge einer mehrteiligen Reihe in der Rheinpfalz

Eine gute Woche nachdem das Raumschiff U.S.S. Enterprise mit Langohr Spock und Captain James T. Kirk erstmals in den USA zu Galaxien startete, in denen zuvor noch nie jemand gewesen war, begann am 17.9.1966 auch in Deutschland das Raumfahrt-Zeitalter im Fernsehen. Es verhalf der Haarspray-Industrie zu Rekordumsätzen. Eva Pflug trug als Tamara Jagellovsk in der Serie ‚Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion‘ eine  Frisur, die nur mit gewaltigen Mengen Stütze aus der Dose zu bändigen war, und die von zehntausenden junger Frauen kopiert wurde.
Siebenmal brachen Commander Cliff Allister McLane (Dietmar Schönherr) und seine Crew ins All auf, um die Erde vor außerirdischen Fieslingen, den ‚Frogs‘, zu retten. In Schwarz-Weiß. Und mit Trickeffekten, gegen die sich japanische Monsterfilme wie Stanley Kubricks Klassiker 2001 Odyssee im Weltraum ausnehmen. Und natürlich mit dem Charisma des Hitzkopfs und Draufgängers in einer Hauptrolle. Mc Lane landete in Folge 1 (Angriff aus dem All) befehlswidrig mit dem Schnellen Raumkreuzer Orion auf dem Planeten Rhea.
Das Galaktische Oberflottenkommando fackelte bei solchen Autoritätsexperimenten nicht lange und strafversetzt McLane samt Raumschiff und Besatzung zum Patroulliendienst. Das Galaktische Sicherheitskommando fackelte auch nicht lange und teilt der Orion-Crew ab Folge 2 noch eine Aufpasserin zu, eben jene Tamara Jagellovsk, die Eskapaden McLanes zukünftig verhindern soll. Was nicht ganz gelingt, denn in der letzten Folge liegen sich Beide mit schmachtenden Blicken in den Armen.
Eine russische Aufpasserin für einen amerikanischen Raumschiffkommandanten! Die Drehbuchautoren (Rolf Honold und W.G. Larsen) wollten uns damit offensichtlich vor Augen führen, dass die Zukunft nicht nur in der Gleichberechtigung der Geschlechter, sondern auch in der Besatzung eines Raumschiffs aus mehreren Nationen liegt. Wolfgang Völz spielte den Offizier Mario de Monti, dem der Zuschauer eine italienische Herkunft durchaus abnehmen konnte. Aber Friedrich G. Beckhaus in der Rolle von Leutnant Shubashi? Die Maskenbildner hatten gar nicht den Versuch unternommen, ihm japanische Gesichtszüge zu verpassen. In einem Punkt erwiesen sich die Drehbuchautoren geradezu als visionär. Gleich in Folge 1 tauchte ein automatisches Weltraumvehikel auf, das Challenger hieß!
In jeder Episode startete die Orion vom Meeresboden. Durch einen gigantischen Strudel erhoben sich McLane und seine Crew mit dem Raumschiff in den nachtschwarzen Himmel. Der Meeresboden spielte überhaupt eine zentrale Rolle, denn hier stand auch das ‚Starlight Casino‘, ein grandioser Mix aus Heimatbasis für Raumschiffe und Unterhaltungszentrum. Da wurde denn schon mal dreidimensionales Schach gespielt, ein ganz irdischer Whisky gekippt und ein galaktischer Slop getanzt, über den man damals den Kopf schüttelte, heute aber sogar in einer Disko in Herne gähnt.
In Orion war die Aura des Abenteuers unübersehbar. Die Besatzung, ein Haufen verwegener Weltraumromantiker kämpfte ständig gegen das Invasionsklischee der ‚Frogs‘, der bösen Außerirdischen mit ihren finsteren Plänen, ohne dass es in der siebten Episode eine Entscheidung gegeben hätte. Das läßt die Vermutung aufkommen, die Macher hatten ursprünglich eine Fortsetzung der Serie geplant. Hatten sie auch, eine farbige Umsetzung erwies sich jedoch als zu kostspielig. Hinzu kam, dass der Dialog in ‚Orion‘ von Begriffen wie Eliminieren und Overkill ständig nur so strotzte. Selbst Produzent Dr. Helmut Krepp räumte ein: “Kritiker haben uns zu Recht vorgeworfen, daß ‚Orion‘ schon fast faschistische Züge aufwies”
Bliebe noch nachzutragen, dass Hasso Sigbörnsom (Claus Holm) Leutnant Shubashi nach einem heil überstandenen Abenteuer in der letzten Folge fragte: ‚Sag einmal, das Ganze war doch nur ein schlimmer Traum, was?‘ Worauf er zur Antwort erhielt: ‚Viel schlimmer – das war Science Fiction!‘

Info:
7 Folgen zu je 60 Minuten von Sept. bis Dez. 1966

Stammbesetzung (Auszug)
Dietmar Schönherr (Cliff Allister Mc Lane)
Eva Pflug (Tamara Jagellovsk)
Wolfgang Völz (Mario de Monti)
Claus Holm (Hasso Sigbörnson)
Friedrich G. Beckhaus (Atan Shubashi)
Ursula Lillig (Helga Legrelle)
Benno Sterzenbach (Winston Woodrov Wamsler